Ein Bericht über meinen ersten Flug in Begleitung meines Blindenführhundes

Bevor mein Blindenführhund Vasco gemeinsam mit mir die Reise antreten konnte, galt es einige wichtige Informationen zu sammeln und Vorbereitungen zu treffen. Schließlich wollten wir beide keine bösen Überraschungen in Konfrontation mit den griechischen Impf- und Einreisebestimmungen erleben. Zusätzlich zu dem gültigen Impfpass mit einer Tollwut-Impfung, die mindestens vier Wochen, aber nicht länger als ein Jahr zurückliegt, empfiehlt es sich den Hund gegen gefährliche Infektionskrankheiten zu schützen, die primär in südlichen Gefilden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Herzwürmer, gegen die das Medikament Advokat helfen soll. Den Flug an sich betreffend, ist es wichtig, sich rund 48 Stunden vor Antritt der Reise um Ein- und Ausstiegshilfen auf den Flughäfen zu bemühen. Nur dadurch kann ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden. Wir werden das Flugzeug jeweils als erste betreten und als letzte verlassen, damit bei anderen Reisenden kein Aufruhr darüber entsteht, dass ich von einem Hund begleitet in der Kabine sitze. Etwa sechs Stunden vor dem Flug erhält Vasco schließlich seine vorerst letzte Mahlzeit und etwas Wasser. Da es während der Reise nicht möglich sein wird, ihm Auslauf zu gewähren, ist es wichtig, dass er sie auf einigermaßen nüchternem Magen begeht.

Mit großer Nervosität erfüllt mich am Tag der Abreise vor allem die Frage, wie es Vasco ergehen wird. Verträgt er den fünfstündigen Flug ohne größere Schwierigkeiten? Und die Erleichterung ist groß, als sich keine meiner Befürchtungen bestätigt, denn dank der umfangreichen Betreuung läuft alles wie am Schnürchen.

Am Ziel stoßen wir jedoch auf neuen Kummer. Im Gegensatz zur deutschen Bevölkerung zeigen sich die Griechen Blindenführhunden gegenüber wenig tolerant. Dementsprechend erfordert es gewisse Vorsicht bei meinen Öffentlichkeitsauftritten mit Vasco. In fremden Gegenden mit hoher Betriebsamkeit lasse ich ihn im Geschirr laufen, sodass seine Bedeutung und Aufgabe besser zu erkennen sind. Oftmals werden wir jedoch zu unserem Erschrecken von parkenden Autos, Baustellen, Abfallbergen und anderen Hindernissen dazu gezwungen, uns statt auf dem Gehweg auf der Straße zu bewegen und somit ein weiteres Risiko einzugehen. Insbesondere in Athen erwecken die rücksichtslosen Autofahrer den Eindruck, dass Fußgängern keinerlei Rechte zustehen. Trotzdem bereue ich den Ausflug in die Großstadt nicht, da sich die Akropolis als sehr beeindruckend erweist. Beim Anblick dieses vor 2500 Jahren geschaffenen Monuments wird man sich der Tatsache bewusst, was damalige Menschen mit ihren Mitteln zu bewältigen vermochten und man fühlt sich augenblicklich unbedeutender im großen Rad der Geschichte.

Etwas mehr Ruhe wird uns am Strand zuteil. Vasco fühlt sich an das Süßwasser von zuhause erinnert und probiert daher einen Schluck, der ihn so sehr abgeschreckt haben muss, dass er sich anschließend nicht einmal mehr ins Meer wagt. Statt mit meiner Freundin und mir gemeinsam eine kühle Erfrischung zu genießen, macht er es sich im Schatten bequem und bewacht unsere Habseligkeiten.

Rückblickend ziehe ich aus meiner Reise folgendes Fazit: Auch wenn es sicher auf die eine oder andere Art komfortabler gewesen wäre, ohne Vasco das Flugzeug zu besteigen, wollte ich meinen treuen Vierbeiner auf dieser Reise nicht missen. Gemeinsam haben wir neue Erfahrungen gemacht und Herausforderungen gemeistert, die anderen Mut machen sollen. Mauern können überwunden und Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, solange wir es uns selbst - trotz unseres Handicaps - zutrauen. Natürlich erfordert dies auch großes Engagement, doch die Mühe zahlt sich aus.

Maria Frank und Kerstin Roling


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aktualisiert am 16.02.2014